Für Gunhild Rudolphs Blogparade stelle ich heute wieder eine meiner Lieblingspflanzen vor. Unter dem Motto „Hey, wer bist denn Du?“ sammelt die Gartenfachfrau einmal im Monat Pflanzenporträts. Hier erklärt Gunhild, wie ihre Blogparade zu den Wilden Botanicals funktioniert.
Meine Wahl fällt diesen Monat auf das Moos. Wobei schon die Bezeichnung “das Moos” in die Irre führt, denn allein in Deutschland gibt es mehr als 1.000 unterschiedliche Arten. Auf der Suche nach Moosen in unserem Garten habe ich mehrere Arten entdeckt – und sie zum ersten Mal bewusst als Individuen wahrgenommen.
Steckbrief
- Botanischer Name: Bryophyta
- Familie: Bryophyta
- Herkunft: Vermutlich haben sich Moose vor 450 Millionen Jahren aus Grünalgen entwickelt.
- Standort: auf Bäumen, Felsen und dem Boden, leben fast überall, auch in arktischen Regionen und Wüsten
- Besonderheit: Moose haben weder Wurzeln, noch Stängel oder Blättern. Sie halten sich mit haarartigen Fasern am Untergrund fest und nehmen über ihre gesamte Oberfläche Nährstoffe auf.
Moos ist eine unscheinbare und zu unrecht unbeliebte kleine Pflanze. Viele Gärtner nennen ihren Namen nur in Verbindung mit dem Wort “bekämpfen”. Im Frühjahr wird die Rasenfläche regelmäßig mit Vertikultierern und eisenhaltigem Dünger traktiert, um dem lästigen Moos den Garaus zu machen. Pflaster und Wände werden regelmäßig mit dem Kärcher bearbeitet. Die Mühe ist erstens sinnlos, denn das Moos kommt sowieso zurück, und könnte zweitens überflüssig sein, wenn wir unseren Blick auf Moos verändern. Wie wäre es, wenn wir es als das sehen, was es ist: eine faszinierende kleine Pflanze mit Superkräften?
Moose sind Überlebenskünstler
Moose wachsen seit 450 Millionen Jahren auf der Erde und haben sich in fast allen Vegetationszonen verbreitet: Sie wachsen in arktischen Gebieten, mitten in der Stadt oder im Hochgebirge. Dabei helfen ihnen ihre einzigartigen Überlebensstrategien. Moose benötigen anders als Gefäßpflanzen keine Erde, um sich mit Feuchtigkeit und Nährstoffen zu versorgen. Somit könnnn sie Lebensräume besiedeln, auf denen andere Pflanzen nicht existieren können. Moose wachsen auf Steinen, Bäumen oder Mauern. Ihre Fähigkeit, Feuchtigkeit über die Luft aufzunehmen, macht sie so flexibel. Schon ein bisschen Morgentau reicht ihnen zum Überleben. Viele Arten können sogar zweitweise austrocknen und sind nach dem nächsten Regen wieder quietschfidel.
Schönheiten für den Garten
Moose können aus Steinen sehr dekoraktiv Kunstwerke machen. Sie geben dem Garten etwas Verwunschenes. Anpflanzen muss man Moose nicht, sie kommen von ganz allein und besiedeln die ihnen zusagenden Flächen. Es soll allerdings einen Trick geben, um ihre Ansiedlung auf Findlingen oder an Mauern zu beschleunigen. Dafür zerkleinertes Moos und Buttermilch vermischen und die Mischung auf den Untergrund streichen.
Moos verursacht übrigens keine Schäden an Mauern, Dächern oder Pflastersteinen. Es kann durch seine Speicherfähigkeit bei Starkregen sogar Wasser zurückhalten und dazu beitragen, Überschwemmungen abzumildern. Wenn es tatsächlich mal stört, sollte man es immer mechanisch entfernen und nicht zu chemischen Entmoosern greifen.
Bäume haben keine Probleme damit, wenn Moose (oder auch Flechten) auf ihren Stämmen wachsen. Die kleinen Pflanzen nutzen die Rinde nur als Unterlage. Moose können den Baum sogar schützen, etwa bei starker Sonneneinstrahlung und Trockenheit. Auch das Moos im Rasen kann man mit neuen Augen betrachten. Es ist immergrün und weich und bei Betrachtung aus der Nähe sehr abwechslungsreich.
Ökologischer Nutzen
Wenn die Ästhetik von Moos nicht überzeugt, sollte es aus ökologischen Gründen in seinem Garten willkommen heißen. Moosflächen sind ein Paradies für eine Vielzahl winziger Gartenbewohner wie Käfer, Springschwänze, Bärtierchen und Spinnen.
Moose können wie Schwämme Wasser speichern und bei Trockenheit an ihre Umgebung abgeben. Manche Pflanzen gehen sogar Partnerschaften mit Moosen und Flechten ein. Auf den Kanarischen Inseln gibt es die “Nebelwälder”. Die Stämme der Bäume dort sind mit Moosen und Flechten bedeckt, teilsweise hängen diese wie lange Bärte von den Ästen. Wenn die Passatwinde die Wolken durch den Nebelwald treiben, zapfen die Baumbewohner die Wolken an und bilden eine Art Wasserreservoir, aus dem sich auch die Bäume bedienen. Kooperation im Pflanzenreich, perfekt für beiden!
Moose stabilisieren mit ihren Rhizoiden den Boden. Sie tragen auch zum Bodenaufbau bei. Übrigens besteht Torf aus abgestorbenen Moosen. Die Torfmoose behalten noch in abgestorbenen Form ihre Wasserspeicherfähigkeit.
Und sonst noch?
Eine klassische Heilpflanze ist Moos nicht. Bekannt bei uns ist das Isländisch Moos. Es hilft bei Erkältungen und kann als Tee aufgegossen werden und ist auch eine Zutat in Halsbonbons.
Märchenwald
In Kombination mit Flechten verzaubern Moose diesen Wald in den slowenischen Alpen. Einfach märchenhaft und wunderschön.
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- Moos-Porträt vom Nabu
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